Die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen (NRW) sorgt für gemischte Reaktionen unter der Bevölkerung, insbesondere in ländlichen Regionen. Viele Bürger befürchten längere Fahrzeiten zur medizinischen Versorgung, was sich besonders ernsthaft auf die weniger besiedelten Gebiete auswirken könnte. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat jedoch versprochen, dass 90% der Bevölkerung nicht länger als 20 Autominuten zu einem Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Grundversorgung benötigen werden. Dies ist ein zentrales Ziel des neuen Krankenhausplans, der als Krankenhausstärkungsplan konzipiert wurde und darauf abzielt, die medizinische Versorgung bundesweit zu verbessern und transparenter zu gestalten.
Eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag hat aufgedeckt, in welchen Landkreisen mit längeren Fahrzeiten zu rechnen ist. 12 von 31 Landkreisen zeigen bereits Besorgnis über die künftigen Bedingungen. Zu den betroffenen Regionen zählen unter anderem der Hochsauerlandkreis, der Märkische Kreis und der Kreis Olpe, wo in bestimmten Teilen die angestrebten Fahrzeitvorgaben nicht eingehalten werden können. Diese Erkenntnisse verstärken die Dringlichkeit, in der Krankenhausplanung neue Lösungen zu finden.WDR berichtet, dass die Sorgen sich konkret manifestieren und damit Fragen zur Zugänglichkeit der medizinischen Versorgung aufwerfen.
Erreichbarkeit und Kritiken
Ein zentrales Anliegen der neuen Planung ist die Erreichbarkeit von Fachabteilungen wie Herzspezialisten und Stroke-Units. Der Plan sieht vor, dass 90% der Bevölkerung innerhalb von 30 Minuten Zugang zu solchen Behandlungen haben sollen. In einigen betroffenen Gebieten, insbesondere im Hochsauerlandkreis und dem Märkischen Kreis, könnte diese Erreichbarkeit jedoch nicht gegeben sein. Insbesondere die Verfügbarkeit von Interventioneller Kardiologie und Stroke-Units ist in zahlreichen Landkreisen nicht gewährleistet. Diese Situation wirft erhebliche Bedenken hinsichtlich der medizinischen Versorgung auf und wird von der SPD-Opposition scharf kritisiert, die die aktuellen Planungen als „in Teilen gescheitert“ bezeichnet.MAGS hebt hervor, dass auch der Zugang zur Geburtshilfe innerhalb von 40 Minuten für viele Haushalte nicht gegeben sein könnte. Dies betrifft insbesondere die Regionen Ennepe-Ruhr-Kreis und Hochsauerlandkreis.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die reine Verlagerung von Angeboten in die benachbarten Bundesländer oder nach Belgien und die Niederlande, um die Fahrzeiten zu verkürzen. Das Gesundheitsministerium hat angedeutet, dass in bestimmten Fällen Patienten diese Richtung wählen könnten, um ihre medizinischen Bedürfnisse schneller zu decken. „Manche Patienten werden regelrecht abgehängt“, warnt Thorsten Klute, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD.
Die Zukunft der Krankenhausversorgung
Der Krankenhausplan 2022 in NRW ist mehr als nur eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen. Er strebt eine umsichtige Integration moderner Standards der Krankenhausversorgung an, indem er sich auf strukturelle Veränderungen konzentriert. Die Planung hat das Ziel, die Qualität der stationären Versorgung in Grund- und Spezialversorgung zu verbessern. NRW plant bundesweit erstmalig nach einer Leistungsgruppensystematik, die sich nicht mehr primär auf Krankenhausbetten fokussiert, sondern leistungsorientiert ist. So werden 64 medizinische Leistungsgruppen definiert, die in 53 Kreise und 16 Versorgungsgebiete unterteilt sind, unterstützt mit monatlich 2,5 Milliarden Euro für notwendige Investitionen bis 2030.MAGS erläutert, dass diese neue Struktur auch der Stabilisierung der Krankenhauslandschaft dienen soll und eine verlässliche und hochwertige Versorgung in sowohl städtischen als auch ländlichen Regionen gewährleisten möchte.
Die Herausforderungen sind jedoch nicht zu unterschätzen: Es bleibt abzuwarten, wie die aktuelle Planung auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen reagiert, besonders in den Randgebieten, und ob die gesetzten Ziele in der Realität auch umgesetzt werden können.