
Ein US-amerikanischer Blogger, bekannt unter dem Namen „ryaneatss“, hat sich in den letzten zwei Jahren in Nordrhein-Westfalen (NRW) niedergelassen und dabei seine kulinarischen Entdeckungen in Deutschland festgehalten. Zum Jahreswechsel wagt er sich an eine deutsche Besonderheit – das sprudelnde Mineralwasser, das er zuvor noch nicht konsumiert hatte. In seinen Videos beschreibt er die Vorliebe der Deutschen für dieses Getränk als „wie eine Droge“ und beobachtet, dass viele Deutsche ohne Mineralwasser verrückt werden würden. Seine Follower unterstützen den Hype um das Sprudelwasser mit begeisterten Kommentaren, darunter eine bemerkenswerte Aussage: „Sprudelwasser > Champagner“.
Ryan trinkt bei seinem ersten Versuch ein Glas Sprudelwasser in einem Zug aus. Nach dem Trinken hat er mit der Kohlensäure zu kämpfen und atmet tief durch. Ein Fan schlägt ihm vor, sich einen Wassersprudler zuzulegen, um den Aufwand des Kistenschleppens zu vermeiden.
Die deutsche Vorliebe für Mineralwasser
Mineralwasser ist in Deutschland nach Kaffee das zweitbeliebteste Getränk. Im Jahr 2016 wurden offiziell 11,3 Milliarden Liter Mineralwasser abgefüllt, was den hohen Stellenwert des Erfrischungsgetränks unterstreicht. Statistiken zeigen, dass im Durchschnitt jeder Deutsche 2016 knapp 149 Liter abgefülltes Wasser konsumierte, wobei 83,1 Prozent der Bevölkerung kohlensäurehaltiges Mineralwasser bevorzugten. Das entspiegelt sich in den Verkaufszahlen: Wässer mit wenig Kohlensäure wurden mit 4,9 Milliarden Litern konsumiert, während klassisch sprudelndes Wasser 4,4 Milliarden Liter erreichte.
In Touristenzentren ist es gängige Praxis, die Urlauber zu fragen, ob sie Wasser mit oder ohne Kohlensäure wünschen. Dabei wird in jedem Land unterschiedlich über Sprudelwasser gesprochen. In England spricht man von „sparkling water“, während es in Spanien als „agua mineral con gas“ und in Frankreich als „eau gazeuse“ bekannt ist. In Deutschland gibt es über 500 Mineralquellen, viele von ihnen sind von Natur aus kohlensäurehaltig.
Forschung und Geschichte des Mineralwassers
Studien der Berkeley-Universität haben gezeigt, dass kohlensäurehaltiges Wasser einen speziellen Geschmack hat. Die Erfindungen von Joseph Priestley, der bereits 1754 mit Kohlensäure experimentierte, trugen dazu bei, dass die Beliebtheit von Sprudelwasser wuchs. Jacob Schweppe patentierte 1783 ein Verfahren zur Kohlensäureversetzung von Wasser, das die Grundlagen für die heutige Mineralwasserproduktion legte. Deutschland kann sich über einen stetig wachsenden Markt freuen; im Jahr 2022 konsumierten die Deutschen über 37 Liter Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränke mit hohem Mineralwasseranteil.
Die Mineral- und Trinkwasserverordnung in Deutschland definiert Mineralwasser als Wasser „von ursprünglicher Reinheit“, das aus geschützten unterirdischen Wasservorkommen stammt. Aktuelle Studien belegen, dass im Jahr 2023 der Absatz von Mineralwasser mit wenig Kohlensäure rund 41 Prozent des Gesamtabsatzes der deutschen Mineralbrunnenindustrie ausmachte, während Mineralwasser mit Kohlensäure etwa ein Drittel des Marktes ausmachte.
Die Nachfrage nach Mineralwasser bleibt ungebrochen, und die Absatzmenge der verschiedenen Mineralwassersorten in Deutschland zeigt nach einem leichten Einbruch im Jahr 2022 erneut positive Trends. Zudem importiert Deutschland über eine Milliarde Liter Mineralwasser, vornehmlich aus Frankreich und Italien, während gleichzeitig rund 380 Liter in Länder wie die Niederlande, die Schweiz und Österreich exportiert werden.
In der deutschen Mineralwasserszene sind die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH, die Tochter der Schwarz-Gruppe, sowie die Unternehmen Refresco-Gruppe und Schäff-Gruppe führende Mineralbrunnen. Internationale Konzerne wie Danone und Nestlé haben ebenfalls eine starke Präsenz auf dem Markt. Unter den bekannten Marken sind Gerolsteiner, Volvic, Vittel und Apollinaris besonders hervorzuheben und erfreuen sich hoher Kundenreichweite.
Die Faszination und Leidenschaft der Deutschen für sprudelndes Mineralwasser bleibt also ein Thema von hoher Relevanz, wie Ryan in seinen Erlebnissen eindrucksvoll festhält.