Die Diskussion um die Mitgliedszahlen der großen christlichen Kirchen in Deutschland gewinnt erneut an Fahrt. Nachdem im Jahr 2022 mit über 522.000 Austritten ein Rekord erreicht wurde, zeigen die aktuellen Zahlen des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein, dass die Zahl der Kirchenaustritte in der Region 2023 abgenommen hat. Wie Rundschau Online berichtet, hat sich die Diskrepanz zwischen Austritten und neuen Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr verringert. Dennoch bleibt der Rückgang in den Mitgliedszahlen signifikant.
Im Erzbistum Köln, einer der größten Diözesen Deutschlands, traten im Jahr 2023 insgesamt 40.913 Personen aus der katholischen Kirche aus. Generalvikar Guido Assmann äußert sich optimistisch über die Zukunft der Kirche, während im Dekanat Rhein-Sieg-Kreis die Zahl der Katholiken von 241.975 im Jahr 2022 auf 233.900 im Jahr 2023 gefallen ist – eine Abnahme von 8.075 Mitgliedern.
Austritte und ihre Gründe
Besonders auffällig ist die Tatsache, dass 2022 mit 51.345 Austritten im Erzbistum Köln das Jahr mit den meisten Austritten bis dato verzeichnet wurde. In ganz Deutschland haben die Zahlen einen alarmierenden Trend gesetzt. Laut Kirche und Leben traten 522.821 Menschen im Jahr 2022 aus der katholischen Kirche aus, was einem Anstieg von 45,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Darüber hinaus wird der Rückgang auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, wie Taufen, Eintritte, Sterbefälle und Austritte.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzeichnete ebenfalls eine Steigerung der Austrittszahlen, mit rund 380.000 Aus- und Eintritten. Der Kirchenkreis an Sieg und Rhein stellte zudem fest, dass im Jahr 2023 ganze 1.658 Menschen die evangelische Kirche verließen, was einen Anstieg zum Vorjahr darstellt.
Die Zahl der Religionen in Deutschland
Aktuelle Daten des Zensus zeigen, dass in Deutschland mittlerweile 51,8 Prozent der Bevölkerung keinem der beiden großen Konfessionen angehören. ZDF berichtet, dass dies im Vergleich zu 2011 zeigt, als die Kirchenmitglieder noch in der Mehrheit waren. Besonders in urbanen Regionen wie München, Hamburg und Frankfurt am Main verlieren die Kirchen an Relevanz.
Die Gründe für die Abkehr von den Kirchen sind vielfältig. Missbrauchsskandale, Geldverschwendung und die Ablehnung von Homosexualität wurden als Hauptursachen angeführt. Ein Missbrauchsskandal in der Windecker Gemeinde hat zudem viele gläubige Menschen erschüttert. Eine Studie zeigte, dass mindestens 2.225 Menschen in der evangelischen Kirche von sexualisierter Gewalt betroffen sind, was ein besorgniserregendes Bild entstehen lässt.
Die Entwicklungen in der Kirchenmitgliedschaft sind nicht nur eine Frage der Zahlen, sondern spiegeln auch einen gesellschaftlichen Wandel wider. Individualisierung und Pluralisierung beeinflussen die Wahrnehmung und Relevanz der Kirchen in Deutschland zunehmend.