
Im Jahr 1825 revolutionierte Louis Braille die Welt für blinde und sehbehinderte Menschen mit der Entwicklung einer eigenen Schrift, die auf einem System aus sechs Punkten basiert. Diese Schrift, heute als Brailleschrift bekannt, stellt Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen durch verschiedene Punktekombinationen dar und wird mittlerweile in vielen Alltagssituationen, zum Beispiel auf Medikamentenpackungen oder in Fahrstühlen, eingesetzt. Laut Ulrich Kottsieper vom Remscheider Blinden- und Sehbehindertenverein (RBSV) lernte Braille in einer der wenigen Schulen für Blinde in Paris, nachdem er durch eine Augenverletzung erblindet war.
Die Grundform der Brailleschrift besteht aus zwei Reihen mit jeweils drei Punkten, die es den Händen ermöglichen, die Schrift tastbar zu erfassen. Die Bedeutung der Brailleschrift wurde 2018 von der UN-Generalversammlung anerkannt, als sie den 4. Januar, Brailles Geburtstag, zum Welttag der Brailleschrift erklärte. Dieser Tag soll auf die Herausforderungen hinweisen, denen blinde und stark sehbehinderte Menschen gegenüberstehen, sowie die Bedeutung der Brailleschrift hervorheben.
Anwendungen und Hilfsmittel
Immer noch beherrscht nur etwa ein Fünftel der Mitglieder des RBSV die Brailleschrift. Das Schreiben in Braille erfolgt spiegelverkehrt und von rechts nach links. Für das Erstellen von Texten in Braille stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, darunter spezielle Punktschrift-Tafeln, Bogenmaschinen und Stenomaschinen. Darüber hinaus helfen Hilfsmittel wie spezielle Zangen und Maschinen, Klebeetiketten mit Braille zu versehen.
Hilfsmittel, die das Leben blinder und sehbehinderter Menschen erleichtern, sind vielfältig und reichen von Lesegeräten, die Texte vergrößern, bis hin zu elektronischen Geräten mit Sprachausgabe und Braillezeilen. Das Unternehmen Videbis, bei dem auch die blinden Mitarbeiter Angela Engel und Martin Mayrhofer tätig sind, bietet Beratungen und verkauft Hilfsmittel für verschiedene Bedürfnisse an. Besonders die Beschaffung von hochwertigen Hilfsmitteln, wie Brailledruckern und Schwellkopierern, kann kostspielig sein, wobei die Gesamtkosten für eine vollständige Computerausstattung für Blinde über 10.000 Euro liegen können. Diese Investitionen werden häufig nicht von der ÖGK übernommen, was zu zusätzlichen Herausforderungen führt.
Gemeinschaft und Unterstützung
Der RBSV fördert auch die Gemeinschaft unter blinden und sehbehinderten Menschen durch monatliche Stammtische und Diskussionen über relevante Themen, wie zum Beispiel Betrugsmaschen. Diese Treffen sind besonders wertvoll, um Informationen auszutauschen und Unterstützung zu finden. Spezielle Treffen für Frauen bieten zusätzlich Raum für den Austausch speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Themen zu erörtern.
Das Bewusstsein für die vielseitigen Herausforderungen, aber auch die Fortschritte im Bereich der Hilfsmittel für blinde Menschen bleibt wichtig, um deren Lebensqualität zu verbessern und mehr Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen. Die Entwicklungen in der Technologien, wie Apps für Smartphones, die für blinde Menschen konzipiert sind, bieten neue Möglichkeiten, jedoch erfordern sie oft eine gewisse Einarbeitung, um die vollen Vorteile nutzen zu können. Schließlich bleibt der Blindenstock ein grundlegendes Hilfsmittel, das die Unabhängigkeit der Betroffenen symbolisiert und unterstützt.