
Die Stadtbibliothek Münster sorgt aktuell für Aufregung mit der Anbringung von Warnhinweisen auf zwei ihrer Bücher. Diese Entscheidung, die aus einer Kombination von Leseranfragen und interner Diskussion entstand, hat sowohl Befürworter als auch Kritiker mobilisiert. Laut merkur.de lautet der allgemeine Warnhinweis: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“
Die betroffenen Titel sind „Putin – Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud und „2024 – das andere Jahrbuch“ von Gerhard Wisnewski. Die Leiterin der Stadtbibliothek, Cordula Gladrow, betont, dass die Bibliothek parteipolitisch neutral, jedoch nicht wertneutral sei. Diese Maßnahme wurde in Folge von Anfragen besorgter Mitarbeiter umgesetzt, die nach dem Ausleihen eines bestimmten Verlagsprodukts nachhaken wollten.
Debatte um Meinungsfreiheit
Trotz der nur zwei von insgesamt 350.000 Medien betroffenen Bücher entfacht die Debatte über die Grenzen der Meinungsfreiheit und mögliche Zensur. Kritiker aus der Landschaft der Literatur und Medien, darunter der Literaturkritiker Denis Scheck, äußern scharfe Korrektur an der Entscheidung und kritisieren den Warnhinweis als übertrieben. Scheck plädiert für ein größeres Vertrauen in die Urteilsfähigkeit der Leserschaft.
Der Inhalt der beiden Bücher gehört zu den umstrittensten Themen, wobei Bauds Werk den Ukraine-Konflikt behandelt, während Wisnewski in seinem Jahrbuch missachtete und vertuschte Ereignisse beleuchtet. Während das Buch von Baud in der Bibliothek bald zweimal verfügbar sein wird, bleibt Wisnewski’s Werk derzeit „zurückgelegt“ und ist einmal vorbestellt. Diese Umstände können leicht zu weiteren Diskussionen führen.
Öffentliche Reaktionen
In Münster gibt es unterschiedliche Reaktionen auf die Warnhinweise. Einige Besucher der Bibliothek empfinden diese als nützliche Orientierungshilfe, während andere sie als unnötig und gar als Bevormundung erachten. Kritiker werfen der Bibliothek vor, sie betreibe implizite Zensur und unterwandere die Meinungsfreiheit. Gladrow weist diese Vorwürfe jedoch zurück und erklärt, dass die Hinweise Teil des Vermittlungsauftrags der Bibliothek seien, um die Leserinnen und Leser auf mögliche Probleme hinzuleiten.
Laut einem Bericht der Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW wurden die Hinweise eingeführt, nachdem Beschwerden aus der Leserschaft laut wurden. Diese Entscheidung wirft ein Licht auf die Herausforderungen, mit denen öffentliche Bibliotheken heutzutage konfrontiert sind – die Balance zwischen der Wahrung der Meinungs- und Informationsfreiheit und dem Umgang mit kontroversen Inhalten.
In Übereinstimmung mit dem Positionspapier des Bibliotheksverbands bleibt die Stadtbibliothek sich verpflichtet, die Zugänglichkeit von Informationen und die Meinungsfreiheit zu gewährleisten, was in einer demokratischen Gesellschaft von großer Bedeutung ist. Die fortdauernde Debatte zeigt, dass der Umgang mit sensiblen Themen und die Verantwortung der Bibliotheken wichtige gesellschaftliche Fragen aufwerfen.