
Am 17. Januar 1925 verstarb Paul Ehrlich in Leipzig, ein innovativer Geist, der die Musikwelt revolutionierte. Sein wohl bekanntestes Werk, die Mini-Drehorgel Ariston, wurde 1882 patentiert und stellte eine bahnbrechende Erfindung dar, die das Musikhören grundlegend veränderte. Wie NW.de berichtet, legte sein Schaffen den Grundstein für die moderne Musikindustrie, die heute mit Streamingdiensten wie Spotify, die rund 100 Millionen Songs anbieten, eine Milliardeneinnahme generiert.
Die Sonderausstellung im Deutschen Automatenmuseum in Espelkamp, die am 2. April eröffnet wird und später im Grassi Museum Leipzig gezeigt wird, widmet sich dem Lebenswerk Ehrlichs und seinem Einfluss auf die Musikkultur. Ehrlich schuf durch die Ariston eine Möglichkeit, Musik ohne musikalische Vorkenntnisse abzuspielen, und machte es der breiten Masse zugänglich – für damals 25 Reichsmark. Dies führte zu einem rasanten Anstieg der Verkaufszahlen von Instrumenten.
Die Anfänge der Musikautomaten-Industrie
Die Nachfrage nach Ehrlichs Erfindung war enorm. Die Produktion stieg von 5.000 verkauften Instrumenten im Jahr 1881 auf beeindruckende 100.000 im Jahr 1885. Diese Entwicklung trug zur Gründung der Leipziger Musikwerke bei, wo die Ariston produziert wurde. Wie von deutsches-automatenmuseum.de hervorgehoben wird, war Leipzig in den Jahren 1880 bis 1930 ein Zentrum der industriellen Musikautomaten-Produktion mit etwa 100 Fabriken. Produkte aus Leipzig, wie Standuhren und Spieldosen, waren weltweit gefragt.
Die Popularität der Ariston machte Ehrlichs Namen international bekannt. Rund 400.000 dieser Instrumente sowie fünf Millionen Lochplatten wurden in den ersten 15 Jahren verkauft. Diese Entwicklung war jedoch nicht ohne Herausforderungen: Urheberrechtsstreitigkeiten und Exportkrisen führten zur Insolvenz der Leipziger Musikwerke. Später gründete Ehrlich die Ehrlich AG in Minden, die aufgrund von Inflation und wachsendem Konkurrenzdruck letztendlich ebenfalls scheiterte.
Familie und Erbe
Paul Ehrlich war nicht nur ein Unternehmer, sondern auch ein Familienmensch. Seine erste Tochter, Martha, wurde 1870 in Gohlis geboren, und er heiratete Amalie Gümpel im Jahr 1873. In den folgenden Jahren erlebte die Familie sowohl Freuden als auch Dramen, einschließlich des frühen Verlusts mehrerer Kinder. Seine Urenkelin, Karin Gauselmann, hat in einem Interview erzählt, dass Paul Ehrlich als großzügiger Vater galt, der allen vier Töchtern ein verwöhntes Leben ermöglichte. Trotz der geschäftlichen Rückschläge sicherte er seine Patente ab, indem er sie an seine Töchter übertrug.
Die hohe Nachfrage nach Ehrlichs Erfindungen und die damit verbundene Schaffung tausender Arbeitsplätze machten ihn zu einem bedeutenden Pionier für die Leipziger Musikautomaten-Industrie. Wie das Buch, das die Ergebnisse einer Diskussion unter Experten über den Leipziger Musikautomatenbau dokumentiert, beschreibt, zeigt es die kulturellen Hintergründe, Patentstreitigkeiten und die Digitalisierung von Automatenklängen, die mit Ehrlichs Erfindungen verknüpft sind. Dieses Werk, herausgegeben von Birgit Heise, wurde am 4. Mai 2022 veröffentlicht und beleuchtet die Rolle der Musikmaschinen in einem sich wandelnden Musikkonsum. buecher.de bietet dazu vertiefende Einblicke.