
Am Dienstagmittag wurde die Aula der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg in einen festlichen Karnevalssaal verwandelt. Die Band „Die Räuber“ sorgte für musikalische Untermalung, während zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit vollem Einsatz mitsangen. Viele dieser Kinder haben einen Migrationshintergrund und sprechen zuhause oft kein Deutsch. Lehrerin Sara Wiedemann verfolgt mit diesem Projekt das Ziel, den Kindern die kölsche Tradition näherzubringen und die Integration durch gemeinsames Feiern zu fördern. Vor der Veranstaltung wurde die Mensa in einen Bastelsaal umgewandelt, in dem die Kinder Karnevalskostüme bastelten.
Insgesamt 60 Schülerinnen und Schüler nehmen am Karnevalssonntag im Zoch teil. Die Teilnahme ist kostenlos und wurde freundlicherweise von der Sparkasse sowie einem Mitglied der Roten Funken gesponsert. Das Motto der Gruppe, das eng an das diesjährige Karnevalsmotto angelehnt ist, lautet: „Mir dräume nit nur von bröcke, mir baue se Stund um Stund – dann künne mer drövver jöcke und unser Schul weed bunt“. Das Design der Kostüme ist von bunten Holzsteinen inspiriert.
Integration durch Karneval
Die Veranstaltung zeigt, wie der Kölner Karneval als Plattform für Integration dienen kann. Auch eine andere Initiative, die „Willkommen in der Moselstraße“ heißt, brachte rund 50 Flüchtlinge aus Eritrea, Nigeria, Ghana, Somalia und Bangladesch zusammen. Diese Gruppe trat mit Kostümen in Gelb-grün-rot auf, die vom Festkomitee des Kölner Karnevals bereitgestellt wurden. Ihr Banner war mit dem Motto „Mer losse uns Flüchtlinge in Kölle“ geschmückt, das ihre Integration und den gemeinsamen Spaß symbolisieren soll.
Die Flüchtlinge erlebten durch Musik und Tanz einen lebendigen Austausch und ließen eigene Tänze einfließen. Auch Kamelle, die traditionellen Bonbons, wurden während des Zuges großzügig gespendet – unter anderem von Politikern der Grünen und SPD. Zuschauer reagierten positiv und unterstützten das Anliegen der Gruppe. Zukünftige Projekte, wie ein afrikanisches Kulturfestival, sind in Planung. Diese sollen dazu dienen, die Vermischung der Ethnien in der Kölner Gesellschaft weiter zu fördern und die integrative Kulturarbeit über den Karneval hinaus fortzusetzen.
Kulturelle Aneignung und Sensibilität
Inmitten all der festlichen Freude gibt es auch kritische Stimmen. In einer Kolumne zum Thema Karneval wird von Alltagsrassismus und Diskriminierungserfahrungen berichtet. Die Autorin Erdal thematisiert, dass viele Kostümierungen im Karneval oft kulturelle Stereotypen und Klischees fördern, die nicht mit den realen kulturellen Identitäten übereinstimmen. Diese oberflächlichen Darstellungen können für Betroffene schmerzhaft sein und werfen Fragen zur kulturellen Sensibilität auf.
Erdal appelliert an die Feiernden, Respekt und Sensibilität für die Authentizität anderer Kulturen zu entwickeln. Zudem wird vorgeschlagen, kulturelle Aneignung zu überdenken und das Fest der Freude und Farben nicht als Schauplatz für problematische Darstellungen zu verwenden. Einzelne points de vue im Karneval sollten der Vielfalt und Toleranz dienen und eine Rücksichtnahme auf die Kulturen fördern, die im Mittelpunkt stehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Kölner Karneval nicht nur ein Fest der Freude ist, sondern auch die Chance bietet, kulturelle Brücken zu bauen und Integration zu fördern. Es bleibt jedoch wichtig, der Komplexität kultureller Identitäten mit Respekt zu begegnen, um ein wirklich inklusives Feiern zu ermöglichen.