
Am Ostermontag, dem 21. April 2025, strahlt das ZDF die Dokumentation „Kirche zu – was jetzt“ aus. Der Film von Henrike Kolletzki, der um 17:30 Uhr beginnt und eine Laufzeit von 45 Minuten hat, beleuchtet, wie die Menschen in Herne und Thüringen sich für ihre Kirchen einsetzen und nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten suchen. Laut halloherne.de fanden die Dreharbeiten auch in der St. Dionysius-Pfarrei statt. Die Doku wird bereits ab 8 Uhr am Ostermontag in der ZDFmediathek verfügbar sein, was ein zusätzliches Angebot zur parallelen Fernsehausstrahlung darstellt.
In Deutschland sinken die Mitgliederzahlen der beiden großen christlichen Kirchen kontinuierlich. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Kirchengebäude leer stehen. Diese Entwicklung macht die Dokumentation besonders relevant, da sie aufzeigt, wie Gemeinde und Gesellschaft auf diese Herausforderungen reagieren. Neben der emotionalen Verbindung der Menschen zu Kirchengebäuden ist es entscheidend, diese Räumlichkeiten auch weiterhin sinnvoll zu nutzen.
Herausforderungen der Kirchenlandschaft
Die Zahlen sprechen für sich: Seit 2022 ist weniger als die Hälfte der Bundesbürger Mitglied einer der beiden großen Konfessionen. Laut einer Studie der EKD gelten sogar nur 13 Prozent der Bevölkerung als kirchlich-religiös. Der Rückgang in den Mitgliederzahlen führt nicht nur zu einem verringerten Gottesdienstbesuch, sondern auch dazu, dass viele Kirchengebäude in Deutschland verwaisen. Aktuell stehen über 40.000 Kirchen in Deutschland leer, und Schätzungen zufolge könnte jedes dritte dieser Gotteshäuser in den kommenden 40 Jahren geschlossen werden. Dies geht aus Informationen von Deutschlandfunk Kultur hervor.
Ein Beispiel aus Berlin zeigt, wie alternative Nutzungsmöglichkeiten aussehen könnten: Die Genezarethkirche in Neukölln wird für Yoga, Meditation und Familiengottesdienste geöffnet. Pfarrer Moritz Kulenkampff sieht darin eine Möglichkeit, eine Verbindung zwischen der Kirche und dem Kiez herzustellen. Hier wurde das Raumkonzept erheblich verändert, um Platz für gesellschaftliche und kulturelle Aktivitäten zu schaffen. Dabei sind die Genezarethkirche und ähnliche Projekte Teil des Programms „Startbahn“, das 2021 von den Kirchenkreisen Neukölln und Tempelhof-Schöneberg ins Leben gerufen wurde.
Umnutzung statt Abriss
Der Rückgang der Mitgliederzahlen hat auch Auswirkungen auf die Finanzen der Kirchen. Der Finanzdezernent des Bistums Limburg warnt, dass bis 2060 weniger als 50 Prozent der bisherigen Mittel zur Verfügung stehen könnten. Dies stellt die Kirchen vor große Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Instandhaltungskosten. Jan Ermel von der Denkmalakademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstreicht die Wichtigkeit, bestehende Kirchengebäude sinnvoll zu nutzen, anstatt sie dem Abriss zu überlassen. Dies deckt sich mit der allgemeinen Haltung, dass die Umnutzung bestehender Räume bevorzugt wird. Seit 2000 wurden mehr als 500 katholische Kirchen offiziell entweiht, und die Zahl der abgerissenen evangelischen Kirchen liegt seit 1990 bei fast 380.
Die Umwidmung von Kirchen für andere Zwecke, wie zum Beispiel als multifunktionale Räume oder für kulturelle Veranstaltungen, wird zunehmend als zukunftsweisend erachtet. Diese positive Entwicklung zeigt sich in zahlreichen Beispielen, bei denen Kirchen als Kulturzentren wiederbelebt werden. Dabei bleibt das Ziel, den Charakter der Kirchenräume zu erhalten und möglichst wenig in die bestehende Architektur einzugreifen. Umbauten sollten hauptsächlich auf Dachgeschosse und Turmbauten beschränkt bleiben, um das innere Raumgefüge zu bewahren.
Insgesamt sind alternative Nutzungskonzepte für leerstehende Kirchen nicht nur notwendig, sondern bieten auch eine Möglichkeit, die kulturelle Identität und das Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Wie die Dokumentation „Kirche zu – was jetzt“ zeigt, können innovative Ansätze zur Reaktivierung von Kirchen nicht nur das Erbe, sondern auch die sozialen Strukturen der Gemeinden stärken. Der Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft wird dabei entscheidend sein.