
In Neustadt sorgt der geplante Bau eines XXL-Solarparks zwischen Hagen und Borstel für hitzige Debatten unter den Anwohnern. Der Solarpark soll auf einer Fläche von 48 Hektar entlang der ICE-Trasse errichtet werden und wird von dem Hamburger Unternehmen Enerparc entwickelt. Die erste öffentliche Informationsveranstaltung fand am 5. März statt, bei der viele Anwohner ihre Bedenken äußerten. Diese waren oftmals über das Projekt zunächst aus der Zeitung informiert worden und zeigen sich irritiert über die mangelnde Kommunikation.
Besonders besorgt sind die Anwohner über mögliche Störgeräusche, die durch die Kühlung der Solar-Module entstehen könnten, sowie über die Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Laut dem Geschäftsführer von Aquiso, Nico Huscheck, plant Enerparc, eine Distanz von 100 Metern zu den Wohnhäusern einzuhalten, was den Anforderungen der Stadt Neustadt entspricht. Trotz vorhandener Vorbehalte lehnen die Anwohner das Projekt jedoch nicht pauschal ab, sondern stellen gezielte Forderungen.
Bürgerbetreuung und Vorbehalte
Das Interesse der Anwohner an dem Projekt ist groß, zahlreiche Fragen blieben während der Veranstaltung unbeantwortet. Dies führt zu einer angespannten Stimmung, da Anträge zur Änderung des Flächennutzungsplans vorläufig von der Tagesordnung genommen wurden. Dennoch gab es positives Feedback für die Vertreter von Enerparc, die sich engagiert zeigten, um die Anliegen der Bürger ernst zu nehmen.
Enerparc selbst sieht große Solarparks als wirtschaftlich notwendig an, sieht jedoch die gegenwärtigen Regelungen der Region Hannover als Hürde. Eine gleichzeitige Nutzung der Fläche als Acker- und Solarfläche (Agri-PV) wird vom Unternehmen ausgeschlossen. Konkrete Angaben zu den möglichen Erträgen und Gewinnen des Projekts sind bislang nicht gemacht worden.
Erfahrungen von Enerparc
Enerparc hat seit 2010 Erfahrungen in der Entwicklung und dem Betrieb von Solarstromanlagen, insbesondere in Frankreich, wo das Unternehmen über 10 Solarparks gebaut hat. Besonders bemerkenswert sind die Errichtung eines 3-Megawatt-Solarparks in den Alpen sowie die zweitgrößte Solaranlage in Frankreich in Marville mit einer Kapazität von 152 Megawatt, die auf einem ehemaligen NATO-Flughafen entstanden ist.
Die Thematik der Bürgerbeteiligung bei solchen Projekten gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. In verschiedenen Bundesländern, wie Niedersachsen, gibt es bereits Gesetze, die die Beteiligung von Kommunen und Bürgern an den wirtschaftlichen Erträgen von Wind- und Solarprojekten regeln. Für die Zuständigkeit des Bürger- und Gemeindebeteiligungsgesetzes in Niedersachsen, das im April 2024 in Kraft tritt, ist beispielsweise vorgesehen, dass Kommunen im Umkreis von 2,5 km um die Solarflächen in die Planung einbezogen werden müssen. Solche Regelungen könnten zukünftig auch für den Solarpark in Neustadt von Bedeutung sein, da sie die Akzeptanz lokaler Projekte erhöhen können.