
In der heutigen Musiklandschaft ist ein deutlicher Wandel zu beobachten: Der Trend zu Solo-Künstlern hat sich verstärkt, während Bands in den Charts zunehmend rarer werden. Der bayrische Liedermacher Oimara thront mit seinem Song „Wackelkontakt“ an der Spitze der deutschen Single-Charts. In den Top Ten sind vor allem Solisten wie Zartmann und Ayliva sowie Duette, beispielsweise Rosé & Bruno Mars oder Lady Gaga & Bruno Mars, vertreten. Der Anteil von Bands in den Single-Charts ist seit den 1990er Jahren dramatisch zurückgegangen. Während sie damals noch 37% ausmachten, liegt dieser Wert in den 2020er Jahren nur noch bei 6% und duos sowie Kollaborationen machen mittlerweile 45% der Charts aus, wie radioeuskirchen.de berichtet.
Die Entwicklung ist nicht zufällig. Laut Marina Buzunashvilli, einer Musikmanagerin, könnten weniger Bands der Tatsache geschuldet sein, dass es für sie schwieriger geworden ist, mit Musik Geld zu verdienen. Streamingdienste wie Spotify und Apple Music bieten nur geringfügige Einnahmen, die insbesondere für weniger bekannte Künstler oft nicht ausreichen. Nur für Superstars wie Taylor Swift sind diese Einnahmen relevant. Immer häufiger verdienen Musiker heutzutage durch Tourneen und den Verkauf von Merchandise. Auch soziale Medien spielen eine entscheidende Rolle: Plattformen wie TikTok ermöglichen es Einzelkünstlern, junge Fans zu erreichen, was bei Bands weiterhin schwieriger bleibt.
Veränderte Produktionsbedingungen und Vorlieben der Labels
Die Art und Weise, wie Musik produziert wird, hat sich ebenfalls stark verändert. Heute können Künstler in ihrem eigenen Schlafzimmer Musik aufnehmen und produzieren. Dies hat zur Folge, dass Plattenfirmen vermehrt Solostars bevorzugen, da die Gefahr interner Konflikte in Bands entfällt. Ferner ist es auffällig, dass in den Album-Charts der 2020er Jahre der Anteil von Bands konstant bei 46% liegt, was darauf hinweist, dass sie journalistisch in einem nicht minder beachteten Segment tätig sind. Alte Bands wie Rammstein, Linkin Park oder Metallica sind nach wie vor sehr gefragt und erfreuen sich großer Beliebtheit auf Konzerten und Festivals.
Die Entwicklungen beschränken sich jedoch nicht nur auf Deutschland. Im internationalen Wettbewerb zeigen sich ähnliche Muster. Eine Analyse belegt, dass von den zehn meistgestreamten Künstlern auf Spotify im Jahr 2024 keine einzige Band vertreten ist. Die zehn Spitzenreiter sind unter anderem Taylor Swift, The Weeknd und Drake. Richard Osman stellte in seinem Beitrag fest, dass in den britischen Charts die Anzahl der Wochen, während denen Bands an der Spitze standen, von 146 Wochen in den 1980ern auf nur 3 Wochen zwischen 2020 und 2024 gefallen ist, wobei nur eine Woche von den Beatles gehalten wurde, wie bonedo.de verdeutlicht.
Finanzielle Herausforderungen und Trends
Die Gründe für das Verschwinden neuer Bands sind vielfältig. Finanzielle Risiken, die mit der Gründung einer Band verbunden sind, sowie die einfacheren Möglichkeiten für Solo-Künstler, von der Musik zu leben, führen dazu, dass viele talentierte Musiker den Bandweg vermeiden. Der technologische Wandel hat die Musikproduktion revolutioniert; Tutorials und Online-Kollaborationen machen es einfacher, Musik selbst zu produzieren. Streaminganbieter fördern auch kürzere Songs, da diese tendenziell mehr Streams generieren. Die veränderten Hörgewohnheiten sowie das Aufkommen neuer Subgenres haben zu einer Überflutung von Musik geführt – beispielsweise wurden im Jahr 2023 täglich 123.000 Songs veröffentlicht, viele leider ohne Beachtung, da 2022 von 158 Millionen hochgeladenen Songs 38 Millionen keinen einzigen Stream erzielt hatten, so der Bericht von miz.org.
Trotz dieses Trends gibt es weiterhin talentierte Bands, die sich erfolgreich selbst promoten können. Die Suche nach Authentizität könnte in vielen Fällen die aktuellen Trends überdauern. Während die Musikindustrie sich kontinuierlich wandelt, bleibt abzuwarten, wie sich das Drehen des Trends in den kommenden Jahren entwickeln wird.