
Auf dem Friedhof Mühlenberg in Duisburg ist das Bild der Trauer getrübt. Immer wieder werden Gräber durch die zahlreichen Rehe verwüstet, die im Jahr 2024/25 bereits einen Schaden von geschätzten 20.000 Euro verursachten. Der Gärtner Jörg Zilinske berichtet von 15 bis 20 Rehen, die zwischen den Gräbern fressen. Die Zerstörung, zu der unter anderem herausgerissene und abgeknabberte Hornveilchen sowie zerstörte Gestecke gehören, ist für ihn besonders schmerzhaft, da er selbst Angehörige auf dem Friedhof beerdigt hat.
Für die Friedhofsgärtner bedeutet dies häufige Überstunden. Zilinske und sein Kollege Philipp Backhaus bemühen sich darum, die Pflanzen zurückzusetzen und zu retten, was zu retten ist. Angehörige und Kunden haben Verständnis für die Situation, dennoch müssen einige über die Ursache der Zerstörung aufgeklärt werden.
Jagd auf dem Friedhof?
Die Stadt Duisburg hat eine Sondergenehmigung erteilt, um die Rehe zu bejagen. Bereits vier Tiere wurden im Rahmen dieser Maßnahme erlegt. Doch es gibt Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Besucher, die von Jägern geäußert werden. Diese kritisieren das Schießen auf dem Friedhof und schlagen stattdessen vor, das Gelände hoch einzuzäunen, um die Rehe fernzuhalten. Wirtschaftsbetriebe Duisburg planen, den kaputten Zaun am Friedhof zeitnah zu reparieren.
Ein ähnliches Problem trat bereits an einem anderen Ort auf: Ein Vater entdeckte nach der Beerdigung seines Sohnes, dass Rehe das Familiengrab verwüsteten und forderte schließlich vom kirchlichen Friedhofsträger eine Erstattung der Kosten für die Blumendekoration. Das Landgericht Aurich entschied zugunsten des Vaters, da die wiederholte Beschädigung nicht mit einem würdevollen Totengedenken vereinbar sei. Der Beklagte hatte zwar versucht, die Rehe mit Chemikalien fernzuhalten, doch dies wurde als unzureichend erachtet.
Ökologie der Rehpopulation
Die Problematik der Wildschäden durch Rehwild ist nicht neu. Diese Wildart gehört mit zu den häufigsten in Deutschland und erfordert eine Bestandsregulation. Eine Untersuchung zur Ökologie der Rehpopulation, durchgeführt von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Aulendorf, zeigt auf, dass es eine hohe Dichte an Rehen gibt, wenn der Lebensraum optimal ist und intensive Winterfütterung stattfindet. Jedoch kann eine hohe Wilddichte auch zu vermehrten Schäden führen.
Die Autoren der Studie betonen, dass die Wildschäden vermieden werden könnten, wenn das Friedhofsgelände vollständig eingefriedet wäre. Zudem wird die Notwendigkeit von revierübergreifenden Absprachen zur Rehwildbejagung hervorgehoben, um die Schäden langfristig zu begrenzen.
Das Problem ist komplex und erfordert sowohl Einschränkungen im Umgang mit der Rehpopulation als auch Maßnahmen, die die Würde der Friedhöfe und das Gedenken an die Verstorbenen respektieren.
WDR berichtet, dass der jährliche Wildfraß, der nicht nur Materialschäden, sondern auch emotionale Folgen hat, sich negativ auf die Trauerkultur auswirkt. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt Duisburg das Problem langfristig löst.
Für weiterführende Informationen über die rechtlichen Aspekte und den Umgang mit Wildschäden verweisen wir auf Weka sowie auf die ökologischen Aspekte, die in der Studie von Landwirtschaft BW behandelt werden.