
Am 12. April 2025 wird im westdeutschen Dorf der 90er Jahre eine multimediale Performance unter dem Titel „Konstrukt für Puppe“ aufgeführt. Diese künstlerische Darbietung, die von A.I. Hilfrich konzipiert und in Szene gesetzt wird, vereint Figurenspiel, Musik und visuelle Elemente und behandelt die komplexen Themen des Erinnerns und der Biografie. Die Kinder Ann und Ander treffen sich auf einem Friedhof und entdecken einen geheimen Ort hinter der Friedhofsmauer, wo namenlose Verstorbene begraben wurden. Hier treffen sie auf den Lichterbaum Pana-O-Keng, der die Geschichten der Verstorbenen erzählt und eine entscheidende Rolle im Stück spielt, indem er die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart symbolisiert. Die Performance wird begleitet von Liedern von Ludwig Hirsch, Georg Kreisler und Nina Simone, die zur dichten Atmosphäre beitragen.
Diese innovative Form der Erinnerungskultur spiegelt eine Gesellschaft wider, die sich mit ihrer Geschichte auseinandersetzt. Die Entscheidung, Kinder in eine solch ernste Thematik einzuführen, zielt darauf ab, nachzuvollziehen, wie Erinnerungen gebildet und weitergegeben werden. Die Performativerfahrung ist eine Auseinandersetzung mit der Identität und trägt dazu bei, die Landschaft der Erinnerungsrituale in Deutschland zu erweitern. A.I. Hilfrich, der für das Konzept und den Text verantwortlich ist, und die Regisseurin Christina Böckler setzen in ihrem Werk auf eine Mischung aus Poesie und Sachlichkeit, um die Erlebnisse der Kindheit in diesem spezifischen historischen Kontext einzufangen.
Die Herausforderung der Erinnerungskultur
Die Aufführung erfolgt in einem landesweiten Kontext, in dem das Gedenken an das nationale Unrecht von zentraler Bedeutung bleibt. Der Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust am 27. Januar 2025 wird mit einer stillen Zeremonie und Kerzen am Denkmal der ermordeten Juden Europas in Berlin begangen. Immer wieder wird betont, dass die Erinnerung an das NS-Regime und den Holocaust eine fortwährende Herausforderung darstellt, insbesondere mit steigendem Abstand zu den historischen Ereignissen. bpb.de hebt hervor, dass es notwendig ist, die Erinnerungskultur zeitgemäß und sichtbar zu gestalten, um eine wirksame Lehre aus der Geschichte ziehen zu können.
Verschiedene Gedenkstätten, wie das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen und das Dokumentationszentrum in Potsdam, erinnern an die Diktatur der DDR und verdeutlichen, dass die Reflexion über die eigenen historischen Verstrickungen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt. Die Diskussion um Denkmäler, die verschiedene Opfergruppen repräsentieren, ist ein zentrales Thema in der Erinnerungskultur. Während das Denkmal für die unter NS-Ideologie verfolgten Sinti und Roma 2012 eingeweiht wurde, wird das bereits bestehende Polendenkmal im Volkspark Friedrichshain immer wieder neu bewertet. 2020 gab es sowohl Unterstützung als auch Ablehnung für einen neuen Vorschlag eines Polendenkmals in Berlin.
Bedeutung der Erinnerung für die Gegenwart
Die Erinnerung an historische Fakten und deren Darstellung müssen im gegenwärtigen Kontext verstanden werden. So beleuchtet Wolfgang Benz in seinen schriftlichen Anmerkungen zur Erinnerungskultur die Notwendigkeit, um auf die steigende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Die Integration von Geflüchteten wird als beispielhafte Leistung schlechthin gewürdigt, und es wird dazu aufgerufen, diese Erinnerungsarbeit aktiv fortzuführen. Ohne eine umfassende Auseinandersetzung mit der belasteten Geschichte kann das gesellschaftliche Gedächtnis nicht gefestigt werden.
Das Zusammenspiel aus künstlerischer Performance und historischer Auseinandersetzung, wie sie in „Konstrukt für Puppe“ stattfindet, ist somit nicht nur eine Reflexion über die Vergangenheit, sondern auch ein Aufruf an die zukünftigen Generationen, sich diesen Herausforderungen leidenschaftlich zu stellen. Denn die Erinnerungsarbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für ein verändertes Bewusstsein und ein gedeihliches Zusammenleben in der Gegenwart und der Zukunft.